Eines unserer besonderen Erlebnisse und dazu noch eines der ganz besonderen Art war die „Show of Winners“ in Dänemark. Organisiert von Ulf Jorgensen ist sie eine Showveranstaltung die sich nicht dem FCI Reglement unterwerfen muss, da es nicht zu einer Vergabe von Anwartschaften oder ähnlichem kommt.
Zur Teilnahme berechtigt sind nur Hunde die einen Gruppensieg oder einen ähnlich hochrangigen Erfolg auf ihrem Konto aufzuweisen haben. Durch diese Qualifizierungsbedingungen ist gewährleistet, dass nur die „creme de la creme“ der europäischen Ausstellungshunde teilnehmen.
120 gemeldete Hunde waren aufgeteilt in einen Veteranen-Cup, Debutant-Cup, Junior-Cup und Winners-Cup. Die Mehrzahl der Hunde waren natürlich im Winners-Cup gemeldet, der wiederum in vier „heat´s“ (Gruppen) aufgeteilt war. Per Los-Entscheid wurden die einzelnen Hunde in die „heat´s“ aufgeteilt, wobei 14 Hunde, egal welche Rasse, immer ein „heat“ bildeten.
Die Veranstaltung fand statt in einem aufwendig hergerichteten Ausstellungszentrum mit Vorhängen, Spotlights und einer speziell installierten Lautsprecheranlage. Der ca. 20 x 20 m große Ehrenring war umgeben von 12 Tischen an denen je 12 Personen sitzen konnten die bereit waren für diese bevorzugten Sitzplätze, inklusive eines mehrgängigen Menüs, was serviert wurde, auch entsprechende Eintrittsgelder zu bezahlen. Alle anderen Zuschauer saßen in erhöhten Rängen rund um den Ring. Moderiert wurde die Ausstellung von einem mit einem Smoking bekleideten Herrn Jorgensen, der die Veranstaltung in seiner professionellen Art und Weise präsentierte.
Gerichtet wurde der Winners-Cup von dem renommierten portugiesischen Richter Pedro Delerue. Das Richten ging folgendermaßen vonstatten. In den Ring gebeten wurde der „1. heat“. Hier waren vom Riesenschnauzer, Retriever bis zum Shi-Zu und Pudel sämtliche Rassen vertreten. Jeder Vorführer durfte aus der Hand einer Stewardess eine Spielkarte ziehen. Daraufhin verließen alle Hunde wieder den Ring. Hereingerufen wurden dann z.B. die Hunde, deren Besitzer Herz-Dame und Caro-Dame gezogen hatten. Natürlich war vor dem Einlaufen im Vorbereitungsring eine große Nervosität zu spüren, da jeder sofort herausfinden wollte wer sein erster Gegner war. Diese beiden Hunde liefen in den Ring, der beurteilte sie, schaute sie sich in den verschiednen Gangwerksproben an und entschied dann durch die Überreichung einer Rosette wer in die nächste Runde weiterkam oder wer ausscheiden musste. Durch diese Vorgehensweise, einem echten „Knock-out“ System entstand recht schnell eine enorme Spannung im Raum. Man konnte fast die Atmosphäre knistern spüren.
Sogar für mich als einen erfahrenen und routinierten Aussteller entstand doch so nach und nach eine gewisse Nervosität. Mein erster Kontrahent war ein Neufundländer, eine Rasse die in Dänemark ein hohes Qualitätsniveau aufzuweisen hat. Wusste ich doch auch nicht wie mein Hägar sich in einem solch ausgeleuchteten und hergerichteten Ring verhalten würde. Wir wurden von den Spot lights und dem Beifall des Publikums begrüßt und ich merkte bald, dass „Hägar (Uriel)“ Spaß an der Sache entwickelte. So kamen wir gleich erfolgreich über die erste Runde und erhielten vom Richter die begehrte Rosette überreicht.
Es folgte Ausscheidung auf Ausscheidung. „Hägar“ steigerte sich von Mal zu Mal, hatte er doch schnell einen großen Fan Club für sich gewinnen können die ihn schon beim jeweiligen Einlaufen mit großem Beifall bedachten. Vor dem Achtelfinale gab es dann eine längere Pause, bei dem das Menü serviert wurde. Was mir in meiner langjährigen Ausstellungslaufbahn noch nie geschehen ist. Ich bekam zum ersten Mal keinen Bissen herunter.
Aber „Hägar“ war von dieser Nervosität nichts anzumerken. Ihm machte es einfach nur Spaß. Wenn die Zuschauer klatschten und mit lauten Rufen jede seiner Runden im Ring bejubelten. So etwas hatte bislang auch ich noch nicht erleben dürfen. Ein phantastisches Gefühl. Das System blieb nach der Pause das gleiche und wir sammelten Rosette auf Rosette bis zum Schluss nur noch vier Hunde übrig blieben. Ein Landseer, ein Beagel, ein Rauhhaarteckel und „Hägar“, mein Irish, gerade mal 20 Monate alt mit all diesen großen Champion in einem Ring.
Auf jeden der vier Hunde wurde ein Spotlight gerichtet und beim einlaufen wurden wir mit dem Song begrüßt:
„We are the champions . . .“ – Wahnsinn!
Doch dann wurde es ernst. Es galt noch einmal alles zu geben und „Hägar“ zog voll mit. Die letzten Gangwerksproben und dann platzierte der Richter.
Der Rauhaarteckel auf Platz vier, der Landseer auf Platz drei. Eine letzte, entscheidende Runde noch einmal. Das Publikum raste. Hägars skandinavischer Fan Klub gab noch einmal alles. Vielleicht dadurch etwas übermotiviert meinte dieser den Beagel unbedingt überholen zu müssen und setzte zu einem Zwischenspurt an.
Best in Show wurde der Beagel und „Hägar“ wurde Reserve Best in Show der Winner of Winners 2005.
Der Kommentar des Richters Pedro Delerue später war: ”He is a wonderful dog, but he is still quite young today!”